Insrumententeile aus Bambus
Warum Bambus?
Seit dem es Streich und Zupfinstrumente gibt, werden für einige ihrer Bauteile Tropenhölzer verwendet. Diese Hölzer gelten, damals wie heute, als besonders Edel und haben entsprechende Eigenschaften, welche gefragt und gewünscht sind. Durch den stetigen Ausbau des weltweiten Handelsnetzes, stehen tropische Holzarten unbegrenzt und überall zur Verfügung. Sie stellen keine Besonderheit da, sondern sind in weiten Teilen unseres Alltags nicht mehr weg zu denken. Der Abbau von Tropenhölzern zerstört Wälder und die dazugehörigen Ökosysteme. Die Herkunft der Hölzer ist trotz verschiedener Siegel und den Bemühungen der Umweltbehörden sehr undurchsichtig. Die Vorgehensweisen und Bedingungen für die Arbeiter sind nicht bekannt. Durch den übermäßigen Abbau nimmt die Qualität der entsprechenden Hölzer ab und je nachdem sind die Transportkosten und die damit verbundenen Emissionen sehr hoch. Im Instrumentenbau sind die verarbeiteten Mengen von Tropenhölzern im Vergleich zu anderen Industriezweigen sehr gering. Doch auch in diesem Bereich bekommen wir die Auswirkungen und staatlichen Einschränkungen zu spüren. So sind beispielsweise durch das internationale Artenschutzabkommen „Cites“ die Einfuhrbestimmungen für Padauk, Bubinga und Palisander seit 2018 stark reglementiert. Immer öfter wird in diesem Zusammenhang auch Ebenholz erwähnt.Es ist also an der Zeit eine Alternative zu finden.
Wie ist der Plan?
Wir wollen einen neuen Weg mit Bambus gehen. Bambus ist ein schnell wachsendes Gras. Es ist in allen wärmeren Regionen der Erde vorhanden und weist erstaunliche Wuchseigenschaften auf. Es sind Arten bekannt, die bei optimalen Bedingungen bis zu einem Meter am Tag wachsen können. Nach 3-5 Jahren sind die Bambusstämme bereit geschlagen und verarbeitet zu werden. (Tropenbäume 50-100 Jahre) Aufgrund seiner extrem stabilen Eigenschaften wird der Bambus bereits sehr vielseitig eigesetzt. Dabei besteht immer das Problem, das der Natürliche Bambus rund und innen hohl ist. Durch eine bestimmte Verarbeitung ist es möglich den Bambus als Balkenmaterial zu erhalten. Dies wird erreicht indem der Bambus in Längsrichtung aufgespalten wird, bis nur noch Faserstränge vorhanden sind. Diese Stränge werden in eine Richtung ausgerichtet übereinander gelegt und verpresst. Durch die Pyrolyse, ein Thermo-Chemischer Umwandlungsprozess, werden Organische Bestandteile zersetzt und das Material färbt sich durch und durch schwarz. Für den Zusammenhalt der Fasern wird ein kleiner Teil Harz beigefügt. So entsteht ein Material, welches in seinen Eigenschaften dem Ebenholz sehr ähnlich ist. Durch die verpressten Faserstränge wird eine Holzfaser-ähnliche Struktur geschaffen, welche sehr gute Schwingungseigenschaften aufweist. Auch Optisch ist dieses Material durch seine dunkle Färbung dem Ebenholz sehr ähnlich.
Erste Produkte
Als erstes und bislang einziges Produkt haben wir ganz eigennützig einen Kontrabass Saitenhalter entwickelt. Die Versorgung mit qualitativ hochwertigen Saitenhaltern aus Ebenholz war in den letzten Jahren nicht gewährleistet, daher diese Entscheidung. Unser Saitenhalter ist dem gängigsten Model auf dem Markt nach empfunden. Lediglich die Gesamtlänge haben wir etwas vergrößert, damit der Abstand von Steg und Untersattel optimal genutzt werden kann und der Saitenhalter einen möglichst guten Einfluss auf den Klang des Instrumentes nehmen kann. Da sich die Dichte von Ebenholz und dem Bambusmaterial annähernd gleichen, ergeben sich bei gleicher Größe des Bauteils das gleiche Gewicht. Das ist aus unserer Sicht ein riesiger Vorteil gegenüber anderen Saitenhaltern aus z.B. Hartholz oder Carbon. Diese weisen bei gleicher Größe eine wesentlich geringere Masse auf, was unserer Erfahrung nach in den meisten Fällen eine nachteilige Auswirkung auf den Klang hat. Durch den oben beschriebenen faserigen Aufbau und durch die enorme Härte des Materials ergeben sich sehr gute Schwingungseigenschaften, welche im direkten Vergleich mit anderen Saitenhaltern eindeutig zu hören sind.
Zukünftiger Weg
Während wir uns mit der Konstruktion und der Produktion von unserem Saitenhalter beschäftigt haben, haben wir viele Anreize für Veränderungen sammeln können. Wir entwickeln zur Zeit ein eigenes Saitenhalter-Model für Kontrabässe, welches die statischen und klanglichen Anforderungen noch besser umsetzten wird. Ziel ist es alle denkbaren Bauteile von Streich und Zupfinstrumenten, welche traditionell aus Tropenhölzern gefertigt sind, aus Bambus zu produzieren und anzubieten.